Vögel im Garten
#349
In den letzten Tagen hatte ich morgens im Bad immer schon mal etwas am Fenster vorbei flitzen sehen Richtung Durchgang zum Hof: da hängt seit Einzug ein Nistkasten, den die Blaumeisen lange sehr geliebt haben. Irgendwann Mitte der 10er Jahre tauchten Rotschwänze auf, vertrieben alle Brüter aus dem Hof, zeterten einem die Ohren voll, sobald man sich draußen blicken ließ - und verschwanden zu Beginn der Coronazeit komplett. Die Meisen hatten sie zuvor vertrieben, die Amseln hatte eine Seuche dezimiert - seit mehreren Jahren wurde im Hof nicht mehr gebrütet, nur noch im Garten.
Heute früh beschloss ich, als ich den bläulichen Pfeil am Fenster vorbeifliegen sah, mich mal auf die Lauer zu legen. Wie das so ist mit heldenhaften Vorsätzen: man hat ja noch mehr zu tun. Aber als ich Schafgarbe für den Salat schneiden wollte, sah ich aus dem Augenwinkel zufällig den blauen Pfeil, richtete mich auf und blieb stocksteif stehen. Kaum drinnen, kam der Vogel schon wieder raus - in höchster Eile: der hat gefüttert, nicht auf der Brut abgelöst.
Es sind Blaumeisen. Kaum war die Schafgarbe im Salat versenkt, rief ich meinen Sohn im OG an und teilte ihm die frohe Botschaft mit: er lässt - meist in der Morgendämmerung - täglich die Katzen raus und unbeaufsichtigt in Hof und Garten rumlaufen. "Oh, schön! Endlich wieder! Gut, gut!" - "Dir ist klar, dass Du jetzt aufpassen musst, wann die Kleinen flügge werden und dann die Katzen nicht/nicht unbeaufsichtigt raus in den Hof lassen darfst?" - "Äh, wie merkt man, dass die gerade flügge sind?"
Aufgefallen ist mir der eilige Flieger seit Sonntag: 5 Tage. Flügge geworden sind die Kleinen immer zwischen 18 und 21 Tagen: hat er mit Glück noch 2-3 Wochen, sich schlau zu machen. Ich habe die Vögel erst spät bemerkt: kann sein, dass die schon morgen soweit sind. Ich weiß es nicht und habe ihn gebeten, lieber vorsichtig zu sein. - Und ich freue mich riesig: endlich wieder brütende Vögel im Hof! Ich hoffe, die Sonne ist noch nicht zu stark und verbrüht die Kleinen nicht: die Staudenwicke ist zwar auf dem Weg zum Nistkasten, hat aber erst die halbe Wegstrecke zurück gelegt. Die werde ich jetzt wohl öfter gießen und eventuell auch düngen, damit sie schneller kräftig wächst. Sie soll das Nest ja gegen Hitze abschirmen.
#351
"Wenn man den Teufel nennt, kommt er gerennt..."
Gestern war den ganzen Tag das große Zittern, ob die Blaumeisen das Gewerkele am Wintergarten hinnehmen oder ihre Brut aufgeben. Sie haben sich aber zum Glück damit arrangiert, dass wir uns im Hof zu schaffen gemacht haben. Heute sollten sie sich erholen können von dem Stress.
Am Morgen kam ich aus dem Haus, als ein Elternvogel gerade abflog: sie fütterten also. Ich ging in den Garten, den Futtersilo auffüllen, kam zurück - und sah beide Elterntiere unruhig auf dem Nachbardach herumhüpfen: sie fütterten erst, als ich mich ins Haus zurück gezogen habe: beunruhigend - für mich. Nach dem Mittagessen ging ich nochmal raus: keine Meisen, keine Bewegung im Kasten - über Minuten. Dann flog was aufs Nachbardach und hüpfte mit dem Schwanz wippend dort herum, neugierig beobachtend, was ich denn da wohl tun würde: ein Rotschwanz. "Hau bloß ab!" Auf eine Handbewegung hin flog er davon. Kaum war er weg, kamen die Meisen an und versorgten ihren Nachwuchs. Der Rotschwanz war also der Grund für ihre Vorsicht heute früh!
Dann werde ich also morgen viel im Hof zu tun haben und den Rotschwanz ordentlich ärgern: nicht nochmal so viele Kükenleichen wie vor ein paar Jahren, weil die meinen Hof als Teil ihres Reviers erobern und deshalb tabula rasa in den bezogenen Nistkästen machen. Wenigstens diese Brut sollen die Meisen groß kriegen. Was sich dann mit dem Nistkasten ergibt, wenn die engere Umgebung sich verändert hat, mag sich zeigen. Eine Nistpause, bis wir fertig sind, wäre mir auf keinen Fall unrecht.
Die Meisen haben übrigens eine Blattlauszucht der Ameisen in Kalles gerade grünender Weide entdeckt. Wenn sie Futterpause eingelegt haben, weil sie Gefahr witterten, füttern sie schnell ab, fliegen die paar Meter in die Weide und "ernten" erst mal da, um zügig nachzuholen, was wegen der Gefahr versäumt wurde. Meist fliegen sie dann zweimal in die Weide, danach gehen sie wieder anderweitig auf die Jagd: das scheint sowas wie eine Notfallspeisekammer zu sein. Praktisch.
Ihr habt sicher längst einen Abwehrdraht rund um den Teich gesetzt? Gegen Rotkehlchen hilft das leider nicht. Ich hoffe inständig, dass die kleinen Meisen schon bald flügge sind: als Dauerwächter gegen Rotkehlchen bin ich ungeeignet. Ich kann nur versuchen zu helfen, aber nichts sicherstellen.
Mein Bruder hat seinerzeit mit so einem Draht um den Teich erfolgreich die Reiher aus der Umgebung abgewehrt. Allerdings war der Draht reichlich hinderlich, als meine blinde Hündin unbemerkt drunter durch gekrochen, in den Teich gefallen ist und rausgefischt werden musste...
Schön, wenn das funktioniert: bei mir überleben die Fische den Winter nicht, weil der Teich nicht tief genug ist: 80cm. Ich musste sie ausquartieren - und beim Nachbarn war jemand eifrig fischen gewesen: der war dankbar, als ich sagte, er könne meine gerne - soweit noch vorhanden - behalten. Dafür muss ich jetzt aufpassen, dass der Teich kein Brutgebiet für Mücken wird.
Zurück zu den Vögeln: die Meisen füttern, den Rotschwanz habe ich heute nicht gesehen oder gehört. Hoffentlich bleibt das in nächster Zeit so.
#357
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